31 - 33 Monate

8 Strategien, die deinem Kleinkind (und dir) helfen, einen Wutanfall zu überwinden

Wir alle wissen, dass Kleinkinder sehr schnell allerlei starke Emotionen zeigen können. Das ist unter Eltern eine allgemein bekannte Tatsache. Dennoch kann das Volumen und die Intensität ihrer Emotionen oft aus dem Nichts kommen.

Dein zweijähriges Kind kann sich nicht wie Erwachsene auf die eigene Erfahrung verlassen. Es lernt, während es heranwächst. Nehmen wir an, du gibst deinem Kind einen zerbrochenen Keks und es bricht in Tränen aus. Du weißt, dass ein zerbrochener Keks genauso schmecken wird wie ein ganzer, aber dein Kind weiß das vielleicht nicht.

Meistens liegt die Ursache für einen Wutanfall darin, dass dein Kind Unabhängigkeit will, aber noch nicht ganz bereit dafür ist. Das ständige Hin- und Hergerissensein zwischen dem Wunsch, Dinge selbst zu tun und dem Mangel an Hilfsmitteln und Wissen – kombiniert mit einem Gehirn, das sich noch in der Entwicklung befindet – kann zu großen Emotionen, unvorhersehbaren Stimmungsschwankungen und Frustrationen führen.

Hier findest du Tipps, wie du deinem Kleinkind helfen kannst, Emotionen zu kontrollieren und zu verstehen:

Probiere nicht, das Problem zu lösen oder es deinem Kind auszureden

Einer der Gründe, weshalb Kinder anfangen, Wutausbrüche zu bekommen ist, dass sich ihre Sprache entwickelt. In Momenten großer emotionaler Aufregung, in denen sie versuchen auszudrücken, was sie wollen und fühlen, können ihre sprachlichen Einschränkungen extrem frustrierend sein.

Im Moment sind Wutanfälle nicht „reparabel“, doch wenn dein Kind die Emotionen verarbeitet, kannst du es unterstützen, indem du die Sprache für die Gefühle einsetzt. Beschreibe, was du wahrnimmst, fühle mit und sei aufmerksam: „Du siehst aus, als wärst du wirklich sehr verärgert. Ich verstehe, warum du wütend bist und ich bin hier, wenn du eine Umarmung brauchst.“ Dies kann sich anfühlen, als würde es in dem Moment nicht viel bewirken, aber es lässt dein Kind wissen, dass du es hörst und die Gefühle erkennst.

Präsent bleiben und Gelassenheit ausstrahlen

Ein zweijähriges Kind vergisst während eines Wutanfalls oft, was es will oder warum es sich aufregt. Vielleicht ist es nicht in der Lage einen Großteil dessen, was du sagst, zu verstehen, weshalb klare, einfache Sätze am besten funktionieren. Überflüssige Worte sind in einem Moment verschwendet, in dem dein Kind nicht in der Lage ist, rational zu denken. Hilfreich ist es vor allem, deinem Kind zu zeigen, wie Gelassenheit aussieht und sich anhört, um es dazu zu bewegen, sich zu beruhigen.

Lege deinem Kind eine Hand auf die Schulter, umarme es und erinnere es mit einfachen Worten daran, dass du verstehst, dass es wütend ist. Versuche, wenn möglich auf die Augenhöhe deines Kindes zu kommen oder setze dich neben es auf den Boden. Dies zeigt deinem Kind, dass es dir wichtig ist, zuzuhören und dass du dich bemühst, die Dinge aus dessen Perspektive zu sehen. Dies ist ein kleiner Akt des Respekts, der in einer emotionalen Zeit viel bewirken kann.

Ignoriere das Benehmen, nicht dein Kind

„Ignoriere das Benehmen“ ist ein häufiger Ratschlag für den Umgang mit Wutanfällen, doch es ist wichtig, zwischen dem eigentlichen Verhalten und dem Kind zu unterscheiden. Ein Verhalten zu ignorieren bedeutet, weiterhin körperlich und emotional anwesend zu sein, aber nicht auf das Zappeln, Winseln, Schnaufen oder irgendetwas anderes zu achten.

Sollte das Verhalten gefährlich werden und lässt sich nicht ignorieren, kannst du eine Strategie ausprobieren, die sich „Verbindung, dann Berichtigung“ nennt. Dies bedeutet, dass du deinem Kind, bevor du es in seinem Verhalten korrigierst, einen kurzen Moment der Verbundenheit schenkst – zum Beispiel, indem du eine Hand auf die des Kindes legst und sagst: „Ich sehe, dass du aufgebracht bist, ABER Schlagen ist nicht okay.“

Wutanfälle zu Hause sind das Eine, in der Öffentlichkeit sind sie oft etwas unangenehmer. Obwohl du (hoffentlich) weißt, dass Wutanfälle nicht auf deine Erziehung zurückzuführen sind, fällt es schwer, sich nicht verurteilt zu fühlen, besonders wenn du einen halb gefüllten Einkaufswagen stehen lassen oder einen Ausflug in den Park abkürzen musst. Beginnt dein Kind, dich oder jemand anderen zu schlagen oder anderweitig zu verletzen, kann es passieren, dass du es wegholen musst, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Erkläre deinem Kind kurz: „Ich werde dich jetzt mitnehmen und zurück zum Auto bringen“, und dann nimmst du es auf den Arm.

Erkenne Auslöser und bereite einen Plan vor

Woman looking at a toddler holding her hands

Oft lassen sich Wutanfälle vermeiden – oder zumindest entschärfen – wenn man vorher über die mögliche Situation spricht. Wenn ihr beispielsweise auf dem Weg zum Supermarkt seid und ihr wisst, dass etwas dort starke Reaktionen auslösen wird (das Süßigkeitenregal, die Lieblingskekse usw.), dann sprecht unterwegs darüber: „Erinnerst du dich wie schwer es ist, an all den Süßigkeiten vorbeizugehen, wenn wir im Laden an der Kasse stehen? Lass uns einen Plan machen, wie wir damit am besten umgehen können.“

Dieser Plan sollte einfach und strukturiert sein und funktioniert oft am besten, wenn du deinem Kind eine Aufgabe gibst: „Wenn wir an der Reihe sind mit Bezahlen, darfst du die Karte aus meinem Geldbeutel nehmen.“ Das lenkt dein Kind nicht nur von einem Wutanfall ab, sondern knüpft auch an etwas an, was es gerne tut: ein guter Helfer zu sein. Deinem Kind kleine Aufgaben zu geben, vermittelt ein Gefühl der Unabhängigkeit und kann den Stress lindern, der entsteht, wenn es mit schwierigen Situationen und überwältigenden Gefühlen aus der Vergangenheit konfrontiert wird.

Reagiere, anstatt zu widersprechen

Selbst sehr kleine Kinder lernen schnell, wie sie eine Reaktion ihrer Eltern herauslocken können. Das ist keine Absicht, löst aber oftmals eine starke Reaktion bei dir aus (so verständlich sie auch ist), was die Emotionen deines Kindes oft noch verstärken kann. Probiere stattdessen zu reagieren, anstatt zu antworten. Ein Beispiel für eine einfache Reaktion während eines Wutanfalls kann sein, um einfach nichts zu sagen und einen sichtbaren, tiefen Atemzug zu nehmen – und dann zu warten.

Dies kann dich selbst beruhigen und, genauso wichtig, die Interaktion für dich und dein Kind verlangsamen. Ein tiefer Atemzug kann dir und deinem Kind helfen, aus den typischen Wutanfall-Mustern herauszukommen, wie z. B. hin- und hergehende Argumente und heftige Gespräche, die einen Wutanfall normalerweise verlängern, anstatt ihn zu beenden.

Ablenken oder umleiten

Mit der richtigen Ablenkung kann man eine schwierige Situation beruhigen. Wird dein Kind neben dir immer unruhiger, ohne dass ein Ende in Sicht ist, nimm das Lieblingsspielzeug deines Kindes, setz dich damit hin und fange an zu spielen. Machst du dies mit Begeisterung (während du das Verhalten deines Kindes komplett ignorierst), besteht eine gute Chance, dass es sich dir anschließen möchte. Denke daran: Ziel eines Wutanfalls ist es, ihn zu beenden – es geht nicht darum, Lebenslektionen zu erteilen oder zukünftige Wutanfälle zu verhindern. Wenn dein Kind vergisst, worüber es geschrien hat und mit dir spielt, ist das schon ein großer Erfolg 😉.

Erkennst du einen Wutanfall frühzeitig und bist in der Lage, die Aufmerksamkeit deines Kindes zu bekommen, kannst du auch eine Wahl zwischen zwei Aktivitäten anbieten: „Möchtest du mit mir ein Buch lesen oder eine Kleinigkeit essen?“ Dies funktioniert nicht immer, aber es ist einen Versuch wert, besonders wenn du die Anzeichen eines Wutanfalls erkannt hast, bevor dein Kind dich nicht mehr hören kann.

Und danach? Weitermachen als wäre nichts passiert

Wir Erwachsenen neigen dazu, an den Dingen länger festzuhalten, als unsere Kinder es tun. Nicht bei jedem Wutanfall können wir etwas lernen – manchmal ist es das Beste, wenn wir den Wutanfall zulassen und dann weitermachen, als hätte es ihn nie gegeben. Auf diese Weise zeigen wir unseren Kindern, dass wir alle manchmal die Fassung verlieren, dass wir den Raum dafür haben und dass wir uns nicht dafür schämen müssen, unsere Gefühle zu zeigen.

Nachdem sich dein Kind beruhigt hat und es beginnt, weiterzugehen, geht zusammen weiter. Nimm die Verbindung wieder auf, indem du Händchen hältst, ein Lied singst oder einfach eine große Umarmung teilst. Später kann es von Vorteil sein, deinem Kind die Situation als Geschichte nachzuerzählen – vorausgesetzt, dass ausreichend Zeit dazwischen lag und du nicht dem Versuch nachgibst, dein Kind über das Verhalten zu belehren 🙃.

Verstehe, was gerade passiert und fühle dich in dein Kind hinein

Es gibt zahlreiche Gründe für Wutanfälle bei kleinen Kindern. Oft versuchen sie nur, ihre Sprache zu finden und ihren Platz in der Familie und in der Welt zu verstehen. Typischerweise läuft ein Wutanfall auf einen Kampf zwischen dem, was dein Kind will und dem, was du willst, hinaus. Diese Spannung kannst du abbauen, indem du dir die Zeit für dein Kind nimmst, um zu verstehen, was es bedrückt. Ein Wutanfall bedeutet oft: „Ich möchte, dass ich gehört werde, aber ich finde nicht die richtigen Worte und ich will die Kontrolle über etwas haben.“

Natürlich sind die Gründe manchmal rein biologisch: Dein Kind ist vielleicht müde, hungrig, krank oder aus seiner normalen Routine herausgerissen. Während du mit deinem Kind zusammensitzt und es durch einen schwierigen Moment begleitest, solltest du eine gedankliche Checkliste dieser Ursachen durchgehen. Auch wenn es nicht sofort hilft, hast du vielleicht etwas, das bei der Besserung hilft, nachdem der Wutanfall vorbei ist ❤️.

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Team Lovevery

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Veröffentlicht in 31 - 33 Monate, Belastbarkeit, Exekutive Funktionen, Sozial-emotional, Kindesentwicklung

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